Brandenburger Lesesommer zum Abgewöhnen. Die stolzen Kinder, die mindestens drei Bücher über den Sommer lasen, wollten sich Freitagabend ihre Urkunden im Schlosspark abholen und picknicken. Beides lief katastrophal. Selbst wenn für 400 Kinder je nur 20 Sekunden für eine persönliche Urkundenübergabe mit Bürgermeister-Handschlag eingeplant würde, warteten die letzten Kinder rund 2h auf ihren Moment. Ob das die Erwartungen der Kids traf? War die Veranstaltung eigentlich für die Kids oder den Oranienburger Bürgermeister?
Am Samstag fand in Oranienburg der zweite CSD Oberhavel statt. Rund tausend Menschen versammelten sich am Oranienburger Bahnhof. Der Demonstrationszug lief durch die Stadt zum Schloßplatz, wo bis zum Abend gefeiert wurde. Auch eine Gegendemonstration hatte sich mit 300 Personen angekündigt. 42 rechtsradikale Verirrte kamen aber nur zusammen. Ein jämmerlicher Haufen, der wirklich nicht beeindrucken konnte.
Am Sonntag wählten die Oranienburger ihren Landtag. Um es kurz zu machen: Björn Lüttmann (SPD) fehlten am Ende 27 Stimmen, um das Direktmandat erneut zu gewinnen. Er zieht nun als Abgeordneter über die Landesliste in den Landtag ein und wird weiterhin für Oranienburg der erste Ansprechpartner sein. Denn: Sowohl er als auch die SPD wurde in Oranienburg am meisten angekreuzt.
Im Vorfeld wurde ein Wahlkampf geführt, der nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Wahlplakate wurden tausendfach aufgehängt, eine kurzzeitige Anti-SPD-Kampagne wurde erfolglos gefahren und in den letzten zehn Tagen wurden nochmals viele tausend Euro für Großplakate ausgegeben. Am Ende war es so: Der AfD-Kandidat Zimmermann hatte 11.307 Stimmen, der SPD-Kandidat Björn Lüttmann 11.275 und die CDU-Kandidatin Nicole Walter-Mundt, 6.212 Stimmen. Aber: Alle wurden ins Landesparlament gewählt. Herzlichen Glückwunsch!
Im Büro des Oranienburger Landtagsabgeordneten Björn Lüttmann mussten die Gäste der Wahlparty lange warten, bis die Ortsvereinsvorsitzende Marei John-Ohnesorg den obligatorischen Blumenstrauß an Björn Lüttmann überreichen konnte. Erst nach zehn Uhr war das letzte Wahllokal ausgezählt. Dafür waren viele da, auch einige Gäste, und haben gemeinsam dem Ergebnis entgegengefiebert.
Auch wenn sofort wieder in einem Pressebeitrag am Dienstag im Oranienburger Generalanzeiger und Märkischer Allgemeine Legenden gesponnen werden. Die SPD und Dietmar Woidke haben die Landtagswahlen mit 30,9 % gewonnen. Die Brandenburger CDU, die die „Ampel“ ausschalten wollte, hat die Wahl mit 12,1 % verloren. Und ja, wir freuen uns über den ersten Platz der Brandenburgischen und der Oranienburger SPD. Natürlich wissen wir auch, dass wir schwierige Zeiten vor uns haben. Dass die Linke und die Grünen nicht mehr im Landtag vertreten sind, hätte man sich anders gewünscht. Aber man hatte ja zeitweise den Eindruck, dass sich die SPD für ihre Kampagne und den Wahlsieg entschuldigen müsse. Das sehen wir anders.
Am Montag fand der erste Oranienburger Sozialausschuss in dieser Wahlperiode statt. Zu Beginn wurde ein stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses gewählt. Die SPD-Fraktion schickte Gero Gewald ins Rennen, der auch gewählt wurde. Am Dienstag wählten die Mitglieder des Feuerwehrausschusses den Bündnisgrünen Jörg Roitsch zum stellvertretenden Ausschussvorsitzenden. Und am Mittwoch gab es noch eine Wahl, diesmal im Werkausschuss. Dort konnte sich Thomas Ney (Piraten) gegen einen AfD-Kandidaten durchsetzen. Am Donnerstag wurde in der Bauausschusssitzung dann Christian Howe zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Konsequent ist er, der Oranienburger Landtagsabgeordnete Björn Lüttmann (SPD). Am Montag nach der Wahl, hat Björn Lüttmann auf sein Mandat im Kreistag Oberhavel verzichtet. Für ihn rückt die Oranienburgerin Judith Brandt (SPD) nach, die bereits in der vorherigen Wahlperiode Kreistagsabgeordnete war. Diese nahm auch gleich am Mittwoch an der Kreistagsfraktionssitzung teil. Ob andere dem Beispiel Lüttmanns folgen, wissen wir nicht. Was wir aber wissen, ist, dass man nicht alle erworbenen Mandate ausfüllen kann, wenn man nicht nur auf „halber Backe“ dabei sein möchte.
Der Herbst kommt jetzt mit Macht in unseren Breitengraden an. Es ist deutlich kühler geworden. Bleibt alle gesund, bis zur nächsten Woche,
Eure
Henriette von Oranienburg